WGSP

Wortmeldung

 

Die WGSP meldet sich zu Wort!

Seit mehr als 30 Jahren bezieht die WGSP zu aktuellen Themen der psychiatrischen Entwicklung ihre Position.
Zusammen mit anderen Initiativen begleitet und diskutiert sie als sozialpsychiatrischer Fachverband die Entwicklung der Psychiatrie in Westfalen und liefert dazu Anstösse.
Dies geschieht seit vielen Jahren erfolgreich in Veranstaltungen/Tagungen, durch eine aktive Einbindung der Mitglieder in die Verbands- und Vorstandsarbeit und vor allem über lokale Aktivitäten in psychiatrischen Einrichtungen und Diensten.

Die Alltagspraxis und deren Veränderung sind die Basis, auf der die Arbeit des Verbandes aufbaut und von der die WGSP wiederum ihre Impulse erhält. Das gemeinsame Ziel aller Beteiligten war die Veränderung und Abschaffung der Anstaltspsychiatrie und ist der Aufbau einer Gemeindepsychiatrischen Unterstützung.

Die Öffnung der Psychiatrie seit 1975, die weitgehende Auflösung klinischer Langzeitbereiche und die damit verbundenen Veränderungen bis in die 90er Jahre unterstützten seitdem den Eindruck, man habe Zielsetzungen wie die De-Institutionalisierung und die gesellschaftliche Integration psychisch erkrankter Menschen erreicht.

Bisweilen entsteht sogar der Eindruck, dass alle psychiatrischen Dienste und Einrichtungen im Rahmen dieser positiven Entwicklung die Grundsätze einer individuellen, sozialen und lokal ausgerichteten Unterstützung vollständig umgesetzt haben, dass die „alten“ Ziele und Inhalte verinnerlicht wurden und nun nicht mehr benötigt werden. Ist also alles getan für die Gemeindepsychiatrie?

Als WGSP sehen wir, dass parallel dazu andere gesellschaftliche Trends Signale in und für die Soziale Arbeit setzten, die kurz mit den Stichworten Ökonomisierung, Rationalisierung, Individualisierung und Marktorientierung gekennzeichnet werden. Denn nicht erst seit der Neoliberalen Wende werden in allen Feldern der Sozialen Arbeit Begriffe wie Markt, Konsument, Kunde und Effizienz selbstverständlich benutzt und fachlich begründet. Sie werden aber zunehmend auch als bedrohliche Zeichen einer neuen Verunsicherung wahrgenommen.

Vor allem seit der Jahrtausendwende muss sich die WGSP daher neuen Themen und Herausforderungen stellen. Ob Migration, Borderline-Symptomatik oder Arbeitswelt, immer greift die WGSP Themen auf, die auch die aktuelle psychiatrische Arbeit berühren und bezieht dazu fachlich und gesellschaftspolitisch Stellung. So wie sich also vor Ort die Psychiatrie differenzierte und professionalisierte und Konzepte, denen die WGSP verpflichtet ist, in alltägliche Arbeit umgesetzt wurden, veränderten sich die Aktivitäten und Arbeitsansätze des Landesverbandes der DGSP.

Als WGSP stellen wir heute fest, dass trotz aller positiven fachlichen Entwicklungen in der psychiatrischen Landschaft, nach wie vor erhebliche Widersprüche und Brüche existieren. Auf Grund sozialer, ökonomischer und politischer Entwicklungen scheinen sie mittlerweile eher wieder zu als abnehmen. Hinter modern klingenden Begriffen und Konzepten feiern überwunden geglaubte Haltungen und Strukturen fröhliche Urständ und viele Mitarbeitende fragen sich „Wo soll das alles enden, welcher Psychiatrie werden wir im Jahre 2015 begegnen?“

Sie suchen nach Vertretern/innen erkennbarer und klarer anderer Positionen, die sich von einer ökonomisch dominierten sozialen Arbeit abgrenzen ohne ökonomische Fragen auszublenden. Der Internet-Auftritt der WGSP bietet zukünftig für diese fachlichen und sozialpolitischen Themen und deren Diskussion ein regionales Forum. Es soll Mitarbeitenden fachliche Orientierungspunkte in einer individualisierten Gesellschaft bieten, ohne dabei Widersprüche auszublenden. Ein Forum für Menschen, die sich für die Psychiatrie Westfalens interessieren oder sich darin engagieren. Neben den eigenen Aktivitäten der WGSP ist hier Raum für Andere(s). Raum für Diskurse, Konzepte und Austausch für die Menschen, die sich so wie der Verband für eine gesellschaftsbezogene Psychiatrie einsetzen, die die sozialen und psychischen Ursachen, Begleitumstände und Folgen seelischen Krankseins zum Gegenstand ihres Handelns macht.